Digitalisierung trifft auf Handwerk: Ein innovatives Fensterbauunternehmen setzt auf die Mithilfe eines Roboters. Er nimmt den Mitarbeitenden die wenig attraktive Aufgabe des Scheiben-Herausfräsens ab.

Mehrere Fensterflügel von historisch wertvollen oder sogar denkmalgeschützten Gebäuden warten in der Werkstatt des Basler Fensterbauunternehmens Quadra Ligna darauf, renoviert zu werden. Dabei erhält das Fenster in der Regel neue Gläser und eine Aufdoppelung, so dass eine zusätzliche Glasebene eingebaut werden kann. Nach der Renovation steht das Fenster energetisch einem modernen in nichts nach.

Seit dem Frühling 2022 setzt das Traditionsunternehmen, das seit über 40 Jahren Fenster renoviert, dabei auf moderne digitale Unterstützung: ein oranger Kuka-Roboter schafft in den Fensterflügeln Platz für die neuen Gläser, indem er die bisherigen aus den Holzflügeln herausfräst. Die Fräsbahnen dafür lassen sich dank der digitalen Massaufnahme am Bau einfach und exakt generieren und auch die Glasbestellung geht so mühelos von der Hand.

Hochwertiges Handwerk hat Bestand

Der Roboter kommt – die Arbeitsplätze verschwinden? Jochen Ganz, Inhaber von Quadra Ligna und Initiator des Projekts, winkt vehement ab: «Die Fähigkeiten unserer Mitarbeitenden sind der Schlüssel für die hohe Qualität unserer Fensterrenovationen. Der Roboter soll ihnen den Teil der Arbeit abnehmen, der handwerklich unattraktiv ist und die Arbeitssicherheit erhöhen, aber das fundierte Know-how und die jahrelange Erfahrung sind durch nichts zu ersetzen.» Nicht zuletzt bewahrt er die Mitarbeitenden vor Gesundheitsschäden durch asbesthaltige Kitte oder bleihaltige Farben, die beim Fräsprozess freigesetzt werden könnten.  

Neue Perspektiven

Mit der Vision einer digitalisierten Werkstatt vor Augen fand Ganz mit der Berner Fachhochschule und dem Team um Professor Eduard Bachmann die perfekten Projektpartner. Bachmann und seine Mitforschenden befassen sich schon länger mit der Digitalisierung im Holzbereich und stellten ihren eigenen Industrieroboter für die Entwicklung zur Verfügung. Die schweizerische Agentur für Innovationsförderung, Innosuisse, unterstützte das Projekt, das rund zwei Jahre dauerte.

Die neue Technologie eröffnet neue Perspektiven für sein Unternehmen, ist Ganz überzeugt:  «Dank des Roboters können wir nicht nur unsere Produktionskosten senken, sondern auch unsere Tätigkeit ausweiten und so hoffentlich viele stilvolle und wertvolle Fenster in der Schweiz und im angrenzenden Ausland renovieren und bewahren.»