Wir benutzen sie, um Sachverhalte zu erklären, auf Probleme hinzuweisen oder Lösungen aufzuzeigen: die Sprache. Doch oft wählen wir die Worte unbewusst, wenn wir über Umweltthemen sprechen. Dabei hat unsere Wortwahl einen grossen Einfluss darauf, welche Botschaft bei anderen ankommt.

«Klimawandel», «Klimaveränderung» «Erderwärmung» oder «Erderhitzung» – die vier Begriffe erscheinen auf den ersten Blick synonym. Doch sie erzeugen eine unterschiedliche Wirkung auf die Leserschaft, wie Forschende der Universität Bern im Rahmen des Projekts «Sprachkompass» herausgefunden haben. Machen Sie selbst den Test mit den obigen Wörtern: Was assoziieren Sie mit ihnen? Wirken sie positiv, negativ oder neutral? Welches ruft nach dem grössten Handlungsdruck?

Wohlige Wärme versus gefährliche Hitze

«Klimawandel» und «Klimaveränderung» sind abstrakte Begriffe, welche von den Sinnen entkoppelt und neutral wirken. Demgegenüber erzeugt beispielsweise der Begriff «Luftverschmutzung» sofort ein Bild von dreckiger Luft, welche die Atemorgane belastet – eine Folge, die sich jeder konkret vorstellen kann.

Ähnlich verhält es sich mit der «Erderwärmung». Darin steckt die Wärme, etwas Angenehmes, das Wohlbefinden hervorruft und die problematischen Extreme unterschlägt. Diese wird durch den Begriff «Erderhitzung» besser erfasst. Hitze ist ungemütlich, man kann sich darin verbrennen, sie lässt an Gefahr denken – etwas, was man nicht will.

Aus Abfall wird Ressourcen

Die Bedeutung der Wortwahl zeigt sich auch bei einem im Umweltschutz viel verwendeten Wort: «Abfall». Das Wort kommt vom Verb «ab-fallen», also etwas, das übrigbleibt. Etwas, das man ent-sorgt, sich also seiner Sorgen entledigt und sich gut anfühlt.

Eine Alternative, die den Wert des Weggeworfenen mehr ins Zentrum rückt, ist der Begriff «Ressourcen». Ressourcen wegwerfen oder entsorgen hört sich mehr nach Verschwendung an als «Abfall wegwerfen». Dies verdeutlicht die Problematik.

Die Wortwahl ist also entscheidend, ob wir einen Sachverhalt eher positiv oder negativ wahrnehmen. Worte können bewusst eingesetzt werden, um neue Zugänge zu einer Thematik zu schaffen. Hier einige gelungene Slogans für einen positiven Zugang zum Thema Food Waste:

Die wandernden Lebensmittel

Die Wirkung der Sprache hängt jedoch nicht nur von der Wortwahl ab. Ebenso wichtig ist die bewusste Nennung von Akteuren. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie genau eigentlich Lebensmittel «in den Abfall wandern», wie man es oft liest? Als hätten sie einen eigenen Willen und würden sich selbsttätig vom Kühlschrank in den Kehricht begeben. In eine ähnliche Kategorie fallen Formulierungen wie «Lebensmittelverluste fallen an» oder «Lebensmittel werden verschwendet». Sie alle haben gemeinsam, dass sie das handelnde Subjekt verschleiern – es scheint niemand konkret die Handlung auszuführen und verantwortlich zu sein. Food Waste – ein Thema von allen und doch niemandem.

Akteure bewusst benennen hilft, die Betroffenheit beim Lesenden zu schaffen und einen Sachverhalt konkret greifbar zu machen. Die Aussage: «Jedes Jahr fallen in den Schweizer Haushalten 778 000 Tonnen Food Waste an» ist unpersönlich. Wer hingegen liest: «Jede Person wirft in der Schweiz im Haushalt durchschnittlich 90 kg Lebensmittel pro Jahr weg. Das entspricht etwa einem Sandwich pro Tag», fühlt sich betroffen.

Sprache als historischer Speicher

Weiter zeigt uns die Sprache, was zu einer bestimmten Zeit üblich war, und widerspiegelt Normen der Gesellschaft. «Gas geben», «einen Gang runterschalten», «auf die Bremse treten» – es gibt zahlreiche Ausdrücke, welche beispielsweise die Bedeutung des Autos für den Menschen hervorheben. Entfernungen werden meist in Autominuten und nicht Velominuten oder gar Gehminuten angegeben. So liegt eine Wohnung nur fünf Minuten vom Stadtzentrum oder ein Ausflugsziel nur eine Autostunde von der Stadt entfernt.

Durch den Sprachgebrauch festigen wir unbewusst diese Normen – «man» bewegt sich so fort. Dabei gäbe es auch Ausdrücke, welche die Bedeutung des Fuss- oder Veloverkehrs hervorheben würden. Etwas kann voranschreiten, einen Schritt in die richtige Richtung gehen, man kann grosse Sprünge machen oder ins Stolpern geraten. Auch die Bahn ist im Sprachrepertoire präsent: Weichen sind gestellt, etwas ist aufgegleist oder verläuft gemäss Fahrplan.

Fazit: Unsere Schreibtipps

Es gibt kein richtig oder falsch, wie die Sprache in der Umweltkommunikation verwenden werden soll. Dennoch empfehlen wir, folgende Punkte zu beachten:

  • Assoziationen von Begriffen kennen: Welche Wirkung erzeugen sie bei den Lesenden und möchte ich das?
  • Aktiv schreiben: Das handelnde Subjekt nicht verschleiern.
  • Grosse Zahlen auf Personen oder vorstellbare Einheiten herunterbrechen.
  • Bildhaft schreiben und sprechen: Veranschaulichungen aus dem Alltag helfen den Empfänger:innen der Botschaften, sich etwas Komplexes konkret vorstellen zu können.

(Bildquelle: OpenAI DALL-E)

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