«Greenwashing» ist als Begriff bereits etabliert: Er bezieht sich darauf, dass sich Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen engagierter darstellen, als sie eigentlich sind. Eine jüngere Tendenz zeigt hingegen, dass Unternehmen vermehrt über ihre Bemühungen schweigen.  

Der Klimawandel ist das brennendste Thema in Politik und Wirtschaft. Die Forderung nach Dekarbonisierung liegt überall auf dem Tisch. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die Unternehmen ihre Betriebsprozesse anpassen. Wie darüber kommuniziert wird, hat sich im Laufe der Zeit geändert. Brüsteten sich früher Pionierunternehmen mit freiwilligen Massnahmen, um ihren CO2-Fussabdruck zu verkleinern, verfolgen einige Unternehmen auch die gegenteilige Kommunikationsstrategie: Sie schweigen. Dieses Phänomen bezeichnet man als «Greenhushing» (engl. to hush = verstummen).

Im Rahmen ihres Net Zero Reports befragt das Unternehmen South Pole jährlich klimabewusste Unternehmen weltweit zu ihren Efforts. 2023 beteiligten sich 1400 Unternehmen aus 12 Ländern und 14 Sektoren. 44 % davon gaben an, dass die externe Kommunikation über Klimaziele im letzten Jahr schwieriger geworden ist. 58% kommunizierten deshalb weniger. 18 % planen zudem, ihre wissenschaftsbasierten Ziele nicht zu veröffentlichen. Gleichzeitig sagten 93% der Unternehmen aus, das Bekanntmachen ihrer Klimabemühungen sei ein wichtiger Faktor ihres Geschäftserfolgs. 

Was sind die Gründe für Greenhushing? 
Die Zurückhaltung bei der Kommunikation liegt vor allem in der Angst begründet, des Greenwashings beschuldigt zu werden. Ausserdem scheinen viele Unternehmen auch Mühe damit zu haben, sich an neue Vorschriften und Compliance-Regulierungen anzupassen. Für kleinere Unternehmen ist zudem der finanzielle und zeitliche Aufwand für Zertifizierungen oftmals zu hoch. Die Angst davor, öffentlich für zu wenig weitreichende Klimamassnahmen kritisiert zu werden, ist ebenfalls gross. Mit der Schweigetaktik hoffen die Unternehmen, solche rufschädigende Kritik zu umgehen.  

Was ist problematisch an Greenhushing? 
Klimabewusste Unternehmen haben eine Vorbildwirkung. Kommuniziert ein Unternehmen über seine Ambitionen, steigt die Messlatte dafür, was als normal betrachtet wird. Dies wäre dringend nötig, angesichts dessen, dass laut South Pole 92% der Unternehmen weltweit keine Klimastrategie verfolgen. Ein offener Dialog über Klimaschutzmassnahmen hilft ausserdem auch, aus Erfolgen und Fehlern eines Unternehmens zu lernen.  

Wie lässt sich Greenhushing verhindern?  
Grünen-Politiker Bastien Girod fasst es in einem Linkedin-Beitrag folgendermassen zusammen: «Während Greenwashing natürlich kritisiert werden muss, ist es genau so wichtig, nicht in eine Dynamik zu verfallen, bei der es sicherer ist, nichts zu tun, als seine Anstrengungen zu kommunizieren. Der kritische Zeigefinger der Öffentlichkeit sollte mehr auf die Unternehmen gerichtet werden, die gar nichts unternehmen als auf diese, die sich bemühen, ihren Fussabdruck zu verkleinern.» 

(Bild: pexels/Cottonbro Studio)