Eine griffige Definition von Dekarbonisierung lautet: die Abkehr der Energiewirtschaft von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger.

Kohlenstoff ist eines der häufigsten Elemente überhaupt und tritt in unzähligen Verbindungen auf. Zwischen Wasser, Boden, Luft und Erdmantel findet ständig ein natürlicher Kohlenstoffkreislauf statt. Seit der Industrialisierung gerät dieser Kreislauf aber immer mehr aus dem Gleichgewicht. Kohlenstoff, der jahrtausendelang in der Erdkruste gespeichert war, wird in Form von Erdöl und Erdgas gefördert und als Energieträger verbrannt. Dabei entsteht  CO2, das sich in der Atmosphäre anreichert  und  den Treibhauseffekt verstärkt.

Wenn wir das Klima schützen wollen, muss die Dekarbonisierung weltweit in den Fokus der Energiepolitik rücken. Mit der Unterzeichnung des Pariser Übereinkommens verpflichteten sich die Staaten, langfristig den durchschnittlichen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Obwohl der Begriff Dekarbonisierung im Vertrag von Paris nicht explizit erwähnt ist, spielt sie eine Schlüsselrolle bei der geplanten Reduktion des Treibhauseffektes.

 

Wie lässt sich verhindern, dass der CO2-Anteil zunimmt?

Grundsätzlich problematisch ist, dass die angestrebte Reduzierung des CO2-Ausstosses einer immer höheren Nachfrage nach Energie gegenübersteht. Die Umstellung zu einer nachhaltigen Energieversorgung wird Jahrzehnte dauern, da ein Grossteil der technischen Infrastruktur ersetzt werden muss.

Um eine echte Dekarbonisierung in Gang zu bringen, kann man auf Handlungen, die CO2 freisetzen, verzichten oder von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umsteigen (oder Kernenergie, was jedoch andere Probleme mit sich bringt). Beim Verzicht gilt es zu beachten, dass der moderne Mensch nur ungern etwas aufgibt, was ihm Komfort bietet, und zudem, dass unser Wirtschaftssystem auf stetiges Wachstum ausgelegt ist. Es ist also fraglich, ob Suffizienz einen grossen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten kann – zumindest, solange sie auf freiwilliger Basis erfolgen soll. Erfolg verspricht die Umstellung auf erneuerbare Energien. Denn in vielen Fällen wird dekarbonisiert, indem auf eine Elektrifizierung umgestellt wird. Ein grosses Potenzial zur Einsparung von CO2 bieten etwa die Mobilität und die Gebäudeheizung. Bei Fahrzeugen wird der Verbrennungsmotor zunehmend vom Elektromotor verdrängt. Statt auf Ölheizungen wird bei Neubauten und Renovationen heute vermehrt auf Wärmepumpen gesetzt. Diese beziehen die Wärme aus dem Erdreich, Wasser oder der Umgebungsluft und bringen sie durch Wärmeaustauschreaktionen auf ein Temperaturniveau, das zur Wohnraumheizung ausreicht. Die Umstellung auf eine elektrische Lösung ist aber natürlich aus dem Blickwinkel der Dekarbonisierung nur erfolgreich, wenn die elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen bezogen wird. Zudem spielt die graue Energie, die für die Bereitstellung dieser Energiequelle nötig ist, eine Rolle. Solange diese nicht CO2-neutral ist, kann man nicht von einer Dekarbonisierung sprechen.

 

CO2-Ausstoss im Rahmen halten

Weitere Methoden, die helfen, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre nicht weiter ansteigen zu lassen sind die Folgenden:

  • Nutzung von kohlenstoffärmeren Energieträgern, z. B. Erdgas statt Kohle
  • Abscheidung und Speicherung von CO2: Salopp gesagt wird CO2 nach der Freisetzung eingefangen, an einen Ort transportiert und eingeschlossen, damit es nicht in die Atmosphäre gelangt. Diverse Verfahren werden derzeit entwickelt. Jedoch sind alle noch sehr energieaufwendig, sodass der Einsparungseffekt wieder aufgehoben wird.
  • Steigerung der Energieeffizienz: z. B. durch effizientere Fahrzeuge, bessere Kraftwerkstechnik, bessere Wärmedämmung

Diese Strategien führen zwar nicht zu einer Dekarbonisierung, sie können aber einen Beitrag dazu leisten, den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

 

(Bild: Michael Bührke  / pixelio.de)