Martin Schmids Neuauflage des „Kohlenmeilers“ gewinnt aus dem Fruchtfleisch von Kaffeebohnen Wärme und Pflanzenkohle. Seinem Projekt bin ich im Rahmen unserer Medienarbeit für die REPIC-Plattform begegnet. Fasziniert hat mich nicht nur, wie der umtriebige Ingenieur aus landwirtschaftlichen Reststoffen Wärme und Bodenverbesserer gewinnt. Das Konzept der Pflanzenkohle könnte sogar den Klimawandel eindämmen.

(Bild: iStockphoto)

Problematischer Reststoff mit Potenzial

Beim Kaffeeanbau entstehen grosse Mengen an nicht verwertbarem Fruchtfleisch, auch Pulpe genannt. Die rote Ummantelung der braunen Bohne ist fast doppelt so schwer wie der Rohkaffee und enthält viele Nährstoffe, welche die Kaffeepflanze für ihr Wachstum benötigt. Diese dem Boden wieder zuzuführen, macht deshalb Sinn. Doch das Fruchtfleisch zu kompostieren ist sehr aufwendig und wenn der Haufen nicht abgedeckt und in einer wasserdichten Wanne verrottet, kann er das Grundwasser gefährden.

Alte Technik neu entdeckt

Pyrolysereaktor (Bild: Ökozentrum)

Wie liesse sich diese Kaffeepulpe noch besser verwerten? Diese Aufgabe stellte sich Martin Schmid vom Ökozentrum und besann sich dabei auf eine alte landwirtschaftliche Tradition aus Südamerika, die „Terra preta“. Dieser menschengemachte, fruchtbare Boden enthält als wichtigen Bestandteil Pflanzenkohle. Sie verleiht dem Untergrund Struktur, bindet Wasser und Nährstoffe. Solche Pflanzenkohle wollte das Ökozentrum aus Kaffeepulpe produzieren. Dazu entwickelte es zusammen mit einem peruanischen Unternehmen einen neuartigen Pyrolyse-Reaktor, der kostengünstig hergestellt werden kann.

Weniger Wärme und Dünger

Pyrolyse ist eine Art Verbrennung ohne Sauerstoff, wie sie auch seit jeher in Holzkohlemeilern zur Anwendung kommt. Dabei wird auch Wärme produziert. Im Fall der Kaffeepulpe wird sie zur Trocknung der Bohnen eingesetzt. Weil die Bauern so keine Brennstoffe mehr zukaufen müssen, können sie rund ein Drittel der Kosten für die Anlage einspielen. Doppelt so hoch ist die finanzielle Einsparung beim Dünger.

(Bild: Ökozentrum)

CO2 im Boden «bunkern»

Die Pflanzenkohle hat auch noch einen anderen Vorteil: Im Gegensatz zur Kompostierung, bei der der Kohlenstoff zum grössten Teil abgebaut wird und als CO2 das Klima anheizt, bleibt er in der Pflanzenkohle langfristig gebunden. Deshalb hat der Einsatz von

von Pflanzenkohle in Ackerböden ein grosses Klimaschutzpotenzial. „Würden jedem Quadratmeter bewirtschafteten Ackerlands jährlich 40 Gramm Pflanzenkohle zugeführt, könnte der gesamte menschgemachte Ausstoss von Klimagasen kompensiert werden“, erklärt Schmid. Mit Pyrolyse lassen sich auch andere schwer verwertbare landwirtschaftliche Reststoffe zu Pflanzenkohle verarbeiten – von Reisspelzen bis hin zu Kirschsteinen. Mit dem neu gegründeten Netzwerk charnet.ch will Martin Schmid das Konzept nun weiter vorantreiben. Viel Erfolg!